Auf der 21. Vertragsstaatenkonferenz unter der Klimarahmenkonvention (COP21) wurden im Dezember 2015 historische Ziele vereinbart:

  • der Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur wird deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau gehalten
  • es werden Anstrengungen unternommen, um den Temperaturanstieg auf 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen

Diese Ziele müssen und können übersetzt werden - und zwar in ein CO2-Budget.

 

Wenn die durchschnittliche Erdtemperatur unter zwei Grad bleiben soll, dürfen ab dem Jahr 2018 global nur noch ca. 1.170 Milliarden Tonnen CO2 bzw. ausstoßen werden.

 

Bei einer Beibehaltung der derzeitigen globalen Kohlenstoffemissionen in Höhe von ca. 40 Milliarden Tonnen/Jahr ist das Budget in rund 26 Jahren aufgebraucht! Aufgebraucht heißt, danach dürften die jährlichen CO2-Emissionen betragen: NULL

 

Aus wissenschaftlicher Sicht gehören die Aussagen zum CO2-Budget sicherlich zu den größten Erkenntnisfortschritten im aktuellen IPCC-Bericht: die kumulativen CO2-Emissionen seit Beginn der Industrialisierung um 1870 bestimmen größtenteils die globale Durchschnittserwärmung der Erdoberfläche am Ende des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus. Zwei Drittel des CO2-Budgets waren bis zum Jahr 2011 bereits aufgebraucht.

 

Wer diese Informationen gerne aus erster Hand hören und sehen möchte, dem sei ein Vortrag von Reto Knutti empfohlen, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich und Koordinierender Hauptautor der IPCC-Arbeitsgruppe I.

Hier kann man sich das Video des Vortrages ansehen.

 

Wie wenig Zeit den politischen Entscheidern genau bleibt, zeigt die CO2-Uhr des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC). Als Besucher der MCC-Website können Sie hier selbst interaktiv nachvollziehen, welche politischen Ziele unter welchen wissenschaftlichen Annahmen zu welchen engen Zeitrahmen für ein konkretes Handeln führen.

 

Das folgende Beispielfoto (Abruf am 31.03.2019) verdeutlicht, dass das CO2-Budget für das Begrenzen der globalen Erwärmung auf 1,5 °C in rund acht Jahren erschöpft sein wird.

 

Was heißt das? Das heißt, im Jahr 2027 müssten weltweit alle fossilen Kraftwerke abgeschaltet sein, alle Gebäude mit Ökoenergien beheizt werden, kein Benzin- und Dieselauto dürfte mehr auf der Straße fahren. Da diese Entwicklung unrealistisch ist, lassen sich die 1,5 °C nach einem "Überschießen" nur nachträglich wieder erreichen, indem der Erdatmosphäre im größeren Maßstab wieder Kohlendioxid entzogen wird durch so genannte negative Emissionen. Ob das technisch möglich sein wird und zu welchen Kosten, ist bisher noch offen.

Das Einhalten des CO2-Budgets wird umso unwahrscheinlicher, je länger das aktuell hohe Emissionsniveau noch beibehalten wird.

 

Das Unternehmen eins leistet durch das Festhalten an der Braunkohleverbrennung im Heizkraftwerk Nord seinen Beitrag zum Jahr für Jahr schnell schrumpfenden globalen CO2-Budget. Der Satz im Leitbild des Unternehmens, "Bei unserem Handeln sind uns Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig", ist nur eins: ein sehr schlechter Witz.

 

Fazit

Das Einhalten eines globalen CO2-Budgets von ca. 1.170 Milliarden Tonnen CO2 ab dem Jahr 2018 könnte  mit einer Wahrscheinlichkeit von > 66 % zur Einhaltung des 2 Grad-Limits führen. Im Umkehrschluss heißt das aber, dass selbst bei tiefgreifenden Emissionsminderungen das Ziel auch verfehlt werden könnte.

 

Darüber hinaus reden wir hier nur vom 2 Grad-Limit und nicht davon, deutlich unter zwei Grad zu bleiben oder gar den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu beschränken. Das entsprechende CO2-Budget wäre noch viel geringer (s. o.).

 

Je später wesentliche CO2-Reduktionen stattfinden, desto höher müssen die späteren Anstrengungen ausfallen, mit jährlichen Minderungsraten, deren Realisierung kaum möglich erscheint.

 

Das Motto muss daher lauten: alle Akteure müssen sofort beginnen, ihre CO2-Emissionen deutlich und stetig zu senken. Schnell, schnell, schnell!