Infragestellung des Heizkraftwerkes - endlich!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Freie Presse veröffentlichte am 14.08.2015 den Artikel "Eins-Chef stellt Zukunft des Heizkraftwerks in Frage".

 

Der Geschäftsführer des regionalen Energieversorgers, Herr Warner, gab folgende Statements ab:

  1. "Der Anteil der Stromerzeugung aus herkömmlichen Quellen geht zurück. Davon ist auch Eins betroffen, schließlich produzieren wir im Heizkraftwerk Chemnitz Strom aus Braunkohle. Je weniger Strom wir aber ins Netz einspeisen können, desto weniger verdienen wir damit."
  2. "Der Gesetzgeber hat eine Energiewende ausgerufen, aber
    es gibt keinen strukturierten Plan, wie das gehen soll. Es gibt bis jetzt nur Schnellschüsse, und dann wundern sich alle, dass es holpert. ... ...Es sollte endlich die Einsicht bei der Bundesregierung wachsen, dass mit der Energiewende auch kommunales Vermögen vernichtet wird, indem Investitionen der Städte und Gemeinden in moderne Kraftwerke derzeit nicht refinanziert werden."
  3. "Stromerzeugung ist derzeit keine Marktwirtschaft, es ist eine reine Planwirtschaft. Ich wünsche mir, dass wir zur Marktwirtschaft zurückkehren".

 

Grundsätzlich ist dazu festzuhalten:

Es ist schon bezeichnend, dass Herr Warner ausschließlich wirtschaftliche Gründe angibt, die zur Infragestellung des Heizkraftwerks führen. Dass dieses ineffiziente Kraftwerk durch den Braunkohleeinsatz immens hohe CO2-Emissionen verursacht, spielt für ihn - und leider auch für die fragende Freie Presse - keinerlei Rolle. Und das, obwohl sich die Klimaänderungen immer stärker abzeichnen: 2014 war nicht nur das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen, es brach auch weitere traurige Klimarekorde. So erreichte der Meeresspiegelanstieg ein neues Hoch, ebenso die atmosphärischen CO2-Konzentrationen und die Temperaturen der Ozeane.

Von dem Lenker eines Unternehmens, das laut eigenem Leitbild dem Klima- und Umweltschutz verpflichtet ist, darf eine differenziertere Positionierung erwartet werden.

 

Zu 1:

Es muss doch jedem aufmerksamen Akteur in der Energiewirtschaft klar sein, dass die politisch gewünschte Zunahme des Anteils von Strom aus Erneuerbaren Energien am Ende den atomaren und fossilen Strom verdrängt. Leider war die frühere Stadtwerke Chemnitz AG nicht dazu in der Lage, diesen absehbaren Entwicklungstrend zu erkennen. Stattdessen investierte das Unternehmen viele Millionen Euro in einen neuen und größeren Turbinensatz für das Heizkraftwerk mit folgendem Ergebnis:

  • Stromerzeugung 2008: 527 GWh
  • Stromerzeugung 2011: 842 GWh

Wenn sich Herr Warner jetzt darüber beklagt, weniger Braunkohlestrom ins Netz einspeisen zu können, dann kann er sich bei seinen Vorgängern und dem Aufsichtsrat dafür bedanken, dass sich durch diese "vorausschauenden" Personen die Stromerzeugungskapazität erst vor kurzer Zeit erhöht hat. 

 

Zu 2:

Es holpert bei der Energiewende, weil es zu viele große und regionale Energieversorger gibt, die diese verschlafen haben. Statt in die Zukunftstechnologien zu investieren, pumpten die Energiekonzerne in den vergangenen Jahren den Großteil ihres Geldes weiter in konventionelle Anlagen (s. neuer Turbinensatz in Chemnitz). Wenn sich nun die fossilen Investitionen nicht so wie erwartet rechnen, dann ist es schon ziemlich dreist, der Politik/der Bundesregierung die Schuld zu geben. Der Politik, die seit vielen Jahren klare Ziele zur angestrebten Reduktion der Kohlendioxidemissionen fixiert hat, die sich nur durch die Verringerung der Verbrennung fossiler Energieträger erreichen lassen. Man hatte viele Jahre Zeit, sich auf die absehbare Transformation der Energieversorgung einzustellen und aktiv daran mitzuwirken.

Wenn Herr Warner glaubt, das Heizkraftwerk sei ein "modernes Kraftwerk", dann ist zu befürchten, dass er auch der hauseigenen Propaganda Glauben schenkt, die aus Braunkohle hergestellte Chemnitzer Fernwärme sei "ökologisch vorbildlich". 

 

Zu 3:

Wenn sich Herr Warner wünscht, dass wir zur Marktwirtschaft zurückkehren, dann könnte man ihm sogar zustimmen. ABER: die Preise müssen als Voraussetzung die ökologische Wahrheit sagen und Fakt ist, dass bei Einbeziehung der Umweltkosten (Luftschadstoffe und Treibhausgase) die Braunkohleverstromung längst nicht mehr wirtschaftlich wäre. Das Umweltbundesamt beziffert die Umweltkosten pro erzeugte kWh aus Braunkohle auf über 10 cent!