Unwissenheit oder Ignoranz?

 

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) berät seit 1972 die Bundesregierung in Sachen deutsche Umweltpolitik.

 

Im Oktober 2017 hat diese wissenschaftliche Institution die Stellungnahme „Kohleausstieg jetzt einleiten“ veröffentlicht. Darin wird ausgehend von dem Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 ein sogenannter CO2-Budgetansatz verfolgt, d.h., es wird die maximale CO2-Gesamtmenge berechnet, die mit einem angemessenen deutschen Beitrag zum internationalen Klimaschutz korrespondiert. Diese Gesamtmenge wird auf den Sektor der Energiewirtschaft sowie auf die Kohleverstromung aufgeschlüsselt.

 

Für das bessere Verständnis des Budgetansatzes stellt der SRU folgenden Fakt heraus: „Für den Klimaschutz ist nicht entscheidend, wann genau das letzte Kohlekraftwerk vom Netz genommen wird oder wie hoch die CO2-Emissionen in festgelegten Zieljahren sind, sondern welche Gesamtmenge an CO2 über einen Betrachtungszeitraum freigesetzt wird.“

 

Die Ergebnisse der SRU-Berechnungen, die von einer 66 %igen Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung ausgehen, sind der folgenden Tabelle zu entnehmen.

 

 

Aus wissenschaftlicher Sicht sollten die kumulativen Emissionen der deutschen Kohleverstromung ab Beginn des Jahres 2015 bis zu deren Auslaufen 2.000 Mt CO2 nicht überschreiten. Diese Emssionen wären mit der Einhaltung des 2 Grad-Limits vereinbar (66 %ige Wahrscheinlichkeit).

 

 Was bedeutet diese Zahl konkret; wie viele Jahre reicht das Budget noch?

 

Dazu muss man wissen, dass die deutschen Kohlekraftwerke nach geschätzten Daten des Umweltbundesamtes im Jahr 2015 etwas über 250 Mt CO2 emittiert haben. Wenn am Status quo der Kohleverstromung in Deutschland festgehalten wird, wäre das zugehörige CO2-Budget im Jahr 2022 verbraucht!

 

 

Und genau zu diesem schnellen Aufbrauchen des CO2-Budgets in den kommenden Jahren trägt auch das in Chemnitz ansässige Unternehmen eins bei, denn bis mindestens zum Jahr 2022 wird in den zwei Blöcken des Kraftwerkes sehr klimaschädliche Braunkohle verfeuert. Da auch über das Jahr 2022 hinaus weiterhin an der Braunkohleverstromung in einem Block des Heizkraftwerkes Nord festgehalten wird, machen die Unternehmenslenker, abgesegnet durch eine vom Aufsichtsrat gebilligte Unternehmensstrategie, abermals deutlich, dass ihnen nichts am Klimaschutz liegt.

 

Dass das Unternehmen eins die Öffentlichkeit seit Jahren in Sachen Klimaschutz an der Nase herumführt, überrascht wenig. Es ist aber ärgerlich und bedauerlich, wenn Stadträte dem Unternehmen auf den Leim gehen, wie z. B. Herr Kallscheidt (SPD), der in der Stadtratssitzung vom 06.12.2017 eins als "Vorzeigeenergieunternehmen" und "wichtiger Partner im Klimaschutz" bezeichnet hat.

 

Da diese Meinung im Chemnitzer Stadtrat kein Einzelfall sein dürfte, möchte ich gerne erwidern:

Liebe Stadträte, die Begriffe Vorzeigeenergieunternehmen sowie wichtiger Partner im Klimaschutz verbieten sich bezogen auf das Unternehmen eins. Es war in der Vergangenheit nicht so, es ist aktuell nicht so und wird aufgrund des Festhaltens an der Braunkohle auch in den nächsten Jahren nicht so sein. Die Gründe dafür können Sie auf dieser Seite und bei Hermann Scheer nachlesen.